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Elsa Olivia Urbach
Magische Figuration

Betrachtungen über die Künstlerin

von
Peter David Halatsch

Elsa Olivia Urbach gehört zu Wien, wie der Stephansdom!
So sagte einmal Hofrat Dr. Mrasek, der einstmalige Direktor des Museums für Angewandte Kunst in Wien, als er eine Urbach-Ausstellung eröffnete.

Aber was ereignete sich auf dem künstlerischem Sektor?

Der Beginn der Laufbahn verlief streng in den engen Räumen der grafisch konservativen Werkstätten. Man zeichnete und malte nach der Natur mit naturalistischer Akribie und Akkuratesse und man radierte auf selbst polierten Kupferplatten und lithographierte auf eigenhändig geschliffenen Steinen. Ganz nach der Tradition der vergangenen Jahrhunderte. Hier wurde die Virtuosität des Handwerks zum Selbstzweck. Dieser Umstand führte jedoch bei Urbach bald zu einem explosionsartigen Bruch mit der Tradition zugunsten der freien künstlerischen Aussage. Aus dieser Entwicklungsphase heraus entstanden 1954-55 in Wien mehrere großformatige Fresken. Jedes zirka vier Meter lang. Gemalt im Zeitraffertempo an den Wänden von Bombenruinen. Danach aber fiel das gesamte Areal der Spitzhacke zum Opfer.

An dieser selbst gewählten Aufgabe - es waren Experimente an ausgesetzter Stelle - gelang der Künstlerin der Durchbruch zu einer surreal-phantastischen und später magischen Ausdrucksform, die sie mit der technischen Brillanz der alten Meister der Gotik und der Renaissance, bis heute, zu Bild bringt.

Nachdem sie ihren eigenen Aussagemodus gefunden hatte, befreite sie sich 1964 von allen bestehenden Ismen und gründete ihre eigene Richtung. Sie nannte diese Magische Figuration. 1967 schrieb Prof. Heinz Mackowitz von der Universität Innsbruck: Sowohl in den Gemälden wie auch in den graphischen Arbeiten beweist Urbach ein brillantes handwerkliches Können. Die verschiedensten Techniken beherrscht sie so meisterhaft, daß sie sich im Schaffensprozeß ausschließlich auf die kompositorischen und inhaltlichen Belange beschränken kann. Gerade dieser Umstand aber bewirkt es, daß Elsa Olivia Urbach sich um so intensiver auf ihre seherischen Kräfte konzentrieren kann, jene Kräfte, die ihr zweifellos in besonders ausgeprägtem Maße eigen sind.

1959: Urbachs erste Ausstellung in Wien. Ihre gezeigten Bilder fanden außerordentliche Beachtung. So schrieb damals der Kunstkritiker Johann Muschik im Neuen Österreich: Die Künstlerin hat die Rückseite des Mondes gemalt, geraume Zeit ehe Lunik III seine Bahn um den Erdtrabanten zog. Es handelte sich hier um das ebenfalls 1959 gemalte Tafelbild Statische Eruption. Die fortschreitende Raumfahrt hat jedoch gezeigt, daß die porös strukturierte Darstellung der dem Tuff ähnlich erscheinenden Landschaft auf dem Gemälde verblüffend den fotografischen Ergebnissen der Mondforschung gleicht. Die Bodenbeschaffenheit des Erdsatelliten weist tatsächlich analoge geologische Gegebenheiten auf, was allerdings erstmalig 1969 durch das Apollo-11-Projekt, also zehn Jahre nach der Entstehung des Bildes, wissenschaftlich festgestellt wurde. Das Ahnungsvermögen der Künstlerin ist evident und ein bezeichnender Zug ihres Schaffens auch weiterhin.

Die künstlerisch gestaltende Persönlichkeit von Urbach wird durch ihr Studium und ihren wissenschaftlichen Intentionen ergänzt. Seit den fünfziger Jahren studiert, forscht und experimentiert die Künstlerin in den Bereichen der Grenzwissenschaften, wie Astrologie, Futurologie, Magie, Jenseitsforschung und auf diversen anderen Gebieten des Okkultismus. Dabei betreibt sie ihre Suche nach anschaulicher Erfahrung innerhalb der Natur, was ihr zu neuen Erkenntnissen verhilft. Aus denen vermag sie so manche künstlerisch relevante Hypothese aufzustellen. Es handelt sich um die Erforschung neuer Möglichkeiten, einen Weg zu finden, der die Überbrückung der gegenwärtig herrschenden Kluft zwischen Kunst und Wissenschaft ermöglicht.

Mit der explosionsartigen Entwicklung immer neuer Technologien vermag die gegenwärtige Kunst mit ihrer rückläufigen Entwicklung, die sich in breitem Rahmen vielfach aus Dilettantismus und Scharlatanerie rekrutiert, in keiner Weise Schritt zu halten. Sie behauptet sich in vielen Fällen als Afterkunst, die es darauf anlegt die niedrigen Instinkte mit groben Reizen, grell und brutal hoch zu peitschen. Die künstlerischen Disziplinen können nur dann im Zeitalter des wissenschaftlichen und technologischen Perfektionismus existieren, wenn ihre Aussage sich durch die Kreativität und Virtuosität genialer Köpfe manifestiert.

Die Bilder von Elsa Olivia Urbach beleuchten dieses komplexe Problem und weisen Perfektionismus und außerordentliche Brillanz auf. Jedoch ganz besondere Aufmerksamkeit widmet sie dem Studium der Anatomie und der Darstellung des menschlichen Körpers. Ihr zentrales Anliegen ist der Mensch in seiner physichen Erscheinungsform als auch mit seinem geistigen Überbau. Besonders in mancher vereinfachten zeichnerischen Darstellung der Figur und in der klaren Linienführung zeigt Urbach echtes Können und Meisterschaft. Denn hinter einer aufwändigen Maltechnich kann sich bei manchem Künstler(?), leicht künstlerisches Nichtskönnen verstecken. Gewiß ist, daß sich nicht von jedem Maler beweisen läßt, daß er auch wirklich zeichnen kann.

Urbach hat viele Reisen unternommen und lange Zeit im Ausland gelebt, was ihr künstlerisches Schaffen stark mitprägte. Sie hat dort gelehrt und gelernt. So bereiste sie zahlreiche Länder Europas sowie mehrere überseeische Staaten, wie Ägypten, Argentinien, Brasilien, Israel etc... Ein einjähriger Aufenthalt in Buenos Aires und, dank dem Rom-Preis der Akademie der Wissenschaften Wien, mehrere Monate Bleibe in der ewigen Stadt, ließen sie großformatige Hauptwerke schaffen, wie die Päpste und der Mithras. Es folgten drei Urbach-Retrospektiven, wo unter anderem auch diese beiden Hauptwerke präsentiert wurden: 20 Jahre Schaffen Urbach im Kubus, die offizielle Ausstellungshalle der Stadt Hannover; 25 Jahre Schaffen - Elsa Olivia Urbach - Magische Figuration in der Österreichischen Galerie im Oberen Belvedere Wien; Elsa Olivia Urbach - Magische Figuration - 31 Jahre Schaffen im Theseustempel, veranstaltet von der Akademie der Bildenden Künste Wien. Es folgten zahlreiche weitere Ausstellungen im In- und Ausland.

Trotz offizieller Ehren und Repräsentation vermag es die Urbach stets sich eine Atmosphäre von Spiritualität voll von Inspiration zu schaffen, wozu ihr auch das Studium von Grenzwissenschaften und von angewandtem Okkultismus verhelfen. Als Künstlerin introvertiert und überwiegend apollinisch, fand sie stets entscheidende Eindrücke in den Übungen des Yoga, der Meditation und der Kontemplation. Aus diesem mentalen Kräftereservoir nimmt die Vielfalt künstlerischer Aussageformen und der Ideenreichtum ihren Ausgang.

In ihrem künstlerischen Alltag steht im Mittelpunkt ihrer kreativen Arbeit, permanentes Experimentieren.. Gearbeitet wird sowohl mit den künstlerisch traditionellen Mitteln der Zeichnung und der Malerei als auch mit dem fortschrittlichen Medium der Maschine, dem Computer. Angesagt ist Knochenarbeit, sowohl per Hand als auch per Maschine.

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